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25. August 2018 - Zugunfall - Rettung geht Hand in Hand
Julbach/Buch. Ein schlimmes Szenario präsentierte sich am vergangenen Samstag den
Rettungskräften des südlichen Landkreises. Ein Auto war von einem Zug erfasst und weit
mitgeschleift worden. 39 Verunglückte wurden teils schwer verletzt. Zum Glück nur eine
Großübung im Zusammenwirken von Bahn, Feuerwehren, Roten Kreuz und Technischen
Hilfswerks.
Die Bahnstrecke zwischen Simbach und Marktl ist derzeit komplett gesperrt. Eine günstige
Gelegenheit also, einen Bahnunfall in Szene zu setzen. Die Ausarbeitung lag in den Händen
von Kreisbrandmeister Manfred Deser, den Feuerwehrkommandanten Markus Deser aus
Buch und Michael Jetzlsperger aus Simbach, sowie BRK-Übungsleiter Philipp Gelhart. Und das
Szenario hatte es in der Tat in sich und sollte der Realität sehr nahe kommen. Die Nothelfer
waren allesamt voll gefordert.
Von Brandbekämpfung bis zur
Personenbergung
Die Vorgabe lautete: Ein Auto ist am
Bahnübergang bei Buch von einem
Triebwagen der Südostbayern-Bahn
frontal erfasst worden. Mehrere
Personen befanden sich im Pkw und
40 Fahrgäste mit verschiedenen
Verletzungen in den zwei Waggons,
aus einem Schienenbus trat Rauch
aus.
Um 10 Uhr ging der Alarm raus. Die Feuerwehr aus Buch war als erstes am Unglücksort.
Schnell folgten weitere Wehren und das Rote Kreuz mit einem Rettungswagen. Unter der
Leitung von Kommandant Markus Deser wurde die Lage gesichtet und beurteilt, eine 1.
Lagebesprechung abgehalten, Verstärkung und Spezialgerät nachgefordert.
Nun ging es Schlag auf Schlag. Die Brandbekämpfung
war durchzuführen, die Verletzten zu versorgen und die
Unglücksstelle abzusichern, die Zufahrten frei zu halten.
Hand in Hand folgte durch Notärzte, Sanitäter und
Feuerwehrler in den Triebwägen eine Sichtung der
Verletzungsgrade. Es schloss sich eine schwierige
Bergung über eine Rettungsplattform an.
Im Freien wurden die Opfer selektiert. Schwerverletzte
kamen in Rettungswägen, leichter Verletzte zur
Patientenablage und Unverletzte in psychologische
Betreuung. Derweil waren die Feuerwehren mit Atemschutzträgern im Einsatz zur
Bekämpfung des Schwelbrands. Andere halfen, die Unfallopfer über die Rettungsplattform zu
bergen.
Wieder andere hoben den vorderen Triebwagen mit Hubeinrichtungen an, um eine unter dem
Zug eingeklemmte Person zu befreien. Ein weiteres Team der FFW Simbach und Kirchdorf
kümmerte sich um den schwerbeschädigten Pkw und dessen Insassen. Das Fahrzeug wurde
auf die Räder gestellt, das Dach abgetrennt, das Glas der Frontscheibe aufgeschnitten, um an
die Insassen heranzukommen.
Um die Retter so richtig unter "Stress" zu setzen und die Realitätsnähe herzustellen, waren die
Bahnreisenden mit teils heftigen "Verletzungen" geschminkt worden. Zudem "spielten" sie
verängstigtes und hysterisches Verhalten, schrien lauthals, trommelten an die Fenster,
wehrten sich beim Bergen, drei "Opfer" versuchten gar, in Panik wegzulaufen. Hier stand
behutsames Umgehen im Vordergrund.
Die vielen Zuschauer bekamen hautnah mit, mit welchen
Schwierigkeiten die Einsatzkräfte im Realfall konfrontiert
werden können. Die offiziellen Beobachter von Feuerwehr und
Rotem Kreuz, vom Notfallmanagement der Bahn und der
Bundespolizei konnten gewiss allerhand Kenntnisse gewinnen
und dies für künftige Einsätze verwerten. Den örtlichen
Mandatsträgern wurde vorgeführt, dass die Gerätschaften für
Rettungseinsätze gut angelegte Steuergelder sind.
Zur abschließenden Besprechung kam man bei der Firma Unterreiner zusammen. Das THW
versorgte die Teilnehmer der Großübung mit einer Brotzeit. Kreisbrandrat Rene Lippek sah es
als tolle Herausforderung für alle Rettungskräfte an: "Heute hat man die Bedeutung des
übergreifenden Handelns gesehen." Vor allem forderten im Ernstfall im Landkreis die langen
Anfahrtswege die ersten Einsatzkräfte ganz besonders.
KBM Manfred Deser beschrieb noch einmal die komplette Herausforderung für die
Rettungskräfte. Auch die Meldekette beleuchtete er, vom Notruf des Lokführers bis zur
Alarmierung. Dann die Schwierigkeiten bei der ersten Sichtung und die folgenden
Nachalarmierungen. Deser sagte abschließend: "Vielen Dank euch allen fürs Mitmachen und
dass ihr euch die Zeit genommen habt."
KBI Hans Schachner betonte, wie sich der Einsatz immer mehr hochgesteigert hatte. Die
örtliche Einsatzleitung hat eine "Wagenburg" aufgebaut und so kurze Wege zwischen den
Einheiten geschaffen. "In unserem Landkreis sind wir gut aufeinander eingespielt."
Organisationsleiter Christoph Kaiser vom BRK listete die zu versorgenden "Opfer" auf: "Wir
hatten neun Schwerverletzte, 14 mit leichteren Verletzungen, 13 ohne Verletzungen und drei
Tote im Pkw." Die Patientenübergabe habe gut funktioniert. Sein Fazit: "Wir, mit unserem
Ehrenamt, wo es um Menschenleben geht - wir haben’s drauf!"
Ganz beeindruckt nicht nur von der Zusammenarbeit zeigte sich Julbachs Bürgermeister Elmar
Buchbauer: "Ich bin Bürgermeistersprecher und Kreisrat. Es war wichtig dies live zu sehen. Ich
werde dies an den richtigen Stellen einfließen lassen."
Beim Einsatz dabei:
Die Feuerwehren aus Buch, Julbach, Kirchdorf, Seibersdorf, Simbach und
Stammham mit zwölf Fahrzeugen. Von der Kreisbrandinspektion KBR Rene
Lippek, KBI Hans Schachner, die KBM Manfred Deser, Max und Karl Kaiser,
Gerold Bauer, Ludwig Maßberger, Heiko Schedlbauer und Franz Golginger.
Das BRK mit drei Notärzten und 70 Rettungskräften aus dem ganzen
Landkreis, aus Reischach, Burghausen und Altötting. Feuerwehr Braunau
mit einer Drohne. Beratend dabei waren Bahn-Notfallmanager aus
Mühldorf, das THW Simbach und die Bundespolizei aus Passau.
Beobachter waren Bürgermeister Elmar Buchbauer, Kirchdorfs
Bürgermeister Hans Springer und aus Simbach 2. Bürgermeister Thomas
Klumbies, EPHK Stefan Goblirsch von der Polizei Simbach, BRK-
Kreisgeschäftsführer Herbert Widemann und Leiter Rettungsdienst Hans
Haider.
Pressebericht und Fotos von Alfons Jäger
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